Empfehlung zur Ernährung nach Magenbypassoperation/ Schlauchmagenbildung
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,
wegen des krankhaften Übergewichtes wurde bei Ihnen eine Operation am Magen vorgenommen, die eine bewusste Umstellung Ihrer Ernährung erfordert. Diese Problematik wurde während der langen Vorlaufzeit vor der Operation wiederholt ausführlich mit Ihnen besprochen.
Im Folgenden möchten wir Ihnen einige Regeln bekannt geben, die die phasenweise Umstellung Ihrer Ernährung veranschaulichen. Diese Ausführungen können nur eine Orientierung sein, detaillierte Diätfragen sollten Sie immer wieder im Gespräch mit den weiter behandelnden Ärzten aus unserem Team stellen. Es ist jedoch extrem wichtig, dass Sie die Empfehlungen befolgen, damit die vorgenommene Operation zu einer erfolgreichen Gewichtsreduktion führt.
Grundsätzlich gilt, dass Ihr Magen jetzt extrem verkleinert ist und Sie von daher nur sehr geringe Mengen zu sich nehmen können. Sie werden ein frühes Sättigungsgefühl erleben und sollten nicht über das Sättigungsgefühl hinaus essen.
PHASE 1
(1. Woche nach dem Eingriff)
Wir führen am 1. Tag nach dem Eingriff eine Röntgenuntersuchung des oberen Verdauungstraktes mit einem Kontrastmittelschluck durch.
1. postoperativer Tag
nur Trinken (Wasser + Tee ungesüßt) bis zu 1000 ml
2. postoperativer Tag
Trinken (Wasser + Tee ungesüßt), Trinkmenge offen, so viel wie möglich!
1 x Joghurt morgens, 1 x Joghurt abends
3. postoperativer Tag
Trinken frei (Trinkmenge protokollieren, Pat)
- Suppe (keine süße Suppe!!!), z.B. klare Brühe, Cremesuppen, pürierte Suppen
- Joghurt (Magerjoghurt o. auch mit Geschmack, am besten wenig bis kein Zucker)
- Bitte kein Süßstoff!
PHASE 2
(Woche 2 bis 4 nach dem Eingriff)
Es sind weiterhin feste Speisen verboten. Nach wie vor ist flüssige Ernährung und jetzt auch pürierte und breiartige Kost erlaubt. Die Nahrungsaufnahme sollte fett- und zuckerarm sein. Kohlenhydratreiche Getränke sowie kohlensäurehaltige Getränke sind verboten.
Ernährungsbeispiele für diese Phase sind:
- Magerjoghurt natur, evtl. mit etwas Fruchtpüree
- weiche Bananen
- püriertes Fleisch und Geflügel
- weiche Eier, Babynahrung
- niedrig fette Käse
- weichgekochtes Gemüse, was mit der Gabel weiter zerdrückt wird
- Hafergrütze, Griesbrei etc. jeweils ohne Zucker
Zum Ende der 4. Woche kann vorsichtig mit fester Kost begonnen werden. Dabei ist kurzfaseriges und proteinreiches Weißfleisch, wie Huhn und Fisch, bevorzugt aufzunehmen.
Medikamente sollten möglichst nur in Tablettenform oder als Tropfen eingenommen werden. Günstig sind auch Zäpfchen, falls das Medikament in dieser Form vorhanden ist. Schmerzmittel als Tabletten (besonders Acetylsalicylsäure (Aspirin), Rheumamittel, Ibuprofen, Diclofenac oder Voltaren) sind generell als ungünstig anzusehen, sie können Geschwüre und Darmperforationen verursachen. Bei Schmerzen sollten bevorzugt Metamizol-Tropfen (Novalgin) oder Paracetamol-Tabletten eingesetzt werden.
PHASE 3
(ab 4 Wochen nach der Operation, Umstellungsphase zur „Normalernährung“)
Die Umstellung von breiiger zu fester Kost gestaltet sich sehr individuell. Denken Sie daran, dass Ihr Magen sehr klein ist. Gleichzeitiges Essen und Trinken müssen vermieden werden. Keine Getränke unmittelbar vor den Mahlzeiten, da der Magen dann schon gefüllt ist.
In dieser Umstellungsphase können Unverträglichkeiten von bestimmten Nahrungsmitteln auftreten, die Sie am besten in einem Essprotokoll vermerken. Später können Sie diese anfangs vielleicht nicht gut verträglichen Speisen erneut versuchen.
Gleichzeitiges Essen und Trinken sowie stark zuckerhaltige Nahrungsmittel können zu einer sehr raschen Passage durch den Darm führen (Dumping-Syndrom). Es kann dann zu Schweißausbruch, Kreislaufproblemen und Durchfällen kommen. Es ist also wichtig, gleichzeitiges Essen und Trinken und auch
stark zuckerhaltige Produkte unbedingt zu vermeiden.
Essen Sie langsam und kauen Sie gut. In dieser Phase können fettarmes, sehr gut gekautes Fleisch und fettarme Wurst versucht werden. Hühnerfleisch, Eier, weiche Schuppenfische, Dosen-Thunfisch, Tofu-Produkte, fettarme Käse, gekochte oder Dosenfrüchte sind zu bevorzugen. Cracker, Toast und ungezuckerte oder wenig gezuckerte Cornflakes sowie Magerjoghurt sind erlaubt.
Als Leitlinie sollte gelten: Hören Sie auf zu essen, wenn ein Sättigungsgefühl vorhanden ist. Vermeiden Sie Zucker.
Alkohol sollte unbedingt vermieden werden, da durch die verkürzte Darmpassage die rasche Alkoholaufnahme im Dünndarm erfolgt und damit längerfristig die Gefahr einer Leberzirrhose besteht. Nebenbei bemerkt enthält Alkohol die meisten Kalorien nach Fett.
Gewöhnen sie sich bereits in dieser Phase an, stündlich etwa 150 ml bis 300 ml zu trinken, damit Ihrem Körper genügend Flüssigkeit zur Verfügung steht.
PHASE 4
(Ernährung für den Rest des Lebens)
Da Sie einen sehr kleinen Magen haben und ein Teil des Dünndarmabschnittes nicht für die Aufnahme von bestimmten Substanzen zur Verfügung steht, ergibt sich ein Risiko für Mangelerscheinungen bestimmter, lebenswichtiger Nahrungsbestandteile wie Eisen, Salzen und Vitaminen. Es ist daher wichtig, dass Sie anfangs in regelmäßigen Kontrolluntersuchungen Ihren Arzt aufsuchen, dauerhaft die fehlenden Bestandteile wie Vitamine und Kalzium ersetzen und einige Regeln beherzigen.
Essen Sie möglichst drei Mahlzeiten pro Tag. Versuchen Sie Zwischenmahlzeiten zu vermeiden, gestalten Sie die Portionen klein.
Allgemein gilt:
Benutzen Sie möglichst wenig Öle, Fette oder Mayonnaisen und ähnliche Produkte. Trinken Sie nur Produkte mit reduziertem Zuckergehalt, besser Getränke ohne Zucker.
Vermeiden Sie Getränke mit Kohlensäure.
Zeichen für eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme sind Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Übelkeit, Lethargie, eine dick weiß belegte Zunge und sehr dunkler Urin. Wenn derartige Symptome auftreten, trinken Sie reichlich elektrolythaltige Getränke, wie z.B. Gatorade. Im Zweifelsfall kontaktieren Sie Ihren Arzt.
Essen Sie unbedingt ausgewogen (gesunde Mischkost).
Zitrusfrüchte (Apfelsine, Mandarine, Grapefruit) können durch Zusammenklumpen der Fruchtfleischmembranen zu Cellulosepfropfen führen, die einen Darmverschluss bewirken können. Essen Sie Zitrusfrüchte nur als Kompott (gekocht).
Die wichtigsten Empfehlungen noch einmal zusammengefasst:
- Hören Sie auf zu essen, wenn Sie ein Sättigungsgefühl verspüren
- Langsam essen und sehr gut kauen
- Essen und Trinken möglichst nicht gleichzeitig
- Zwischen den Mahlzeiten trinken (150 bis 300 ml/Std.)
- Wenig Alkohol
- Vermeiden Sie Zucker
- Viele Vitamine zu sich nehmen
- Keine ungekochten Zitrusfrüchte
- Bitte nicht dauerhaft folgende Schmerzmedikamente einnehmen: Acetylsalicylsäure (Aspirin), Rheumamittel, Ibuprofen, Diclofenac oder Voltaren
Mangelzustände
Wenn Sie sich an die vorgegebenen Empfehlungen halten, wird es selten zu Mangelzuständen kommen. Teilweise wird eine Blutarmut beschrieben, da die Aufnahme von Eisen in den oberen Magen- und Darmabschnitten erfolgt. Es kann daher notwendig sein, Eisen in Tablettenform zu ersetzen, insbesondere bei Frauen vor der Menopause. Die Aufnahme von Eisen wird begünstigt, wenn Vitamin C vorhanden ist.
Vitamin B12 wird ebenfalls vermindert aufgenommen, so dass dieses ersetzt werden muss. Anfangs sind vierteljährliche Vitamin B12 Injektionen sinnvoll, später können die Abstände evtl. auch größer sein.
Kalzium und Vitamin D sind relativ häufig erniedrigt. Mangelnde Kalziumaufnahme führt zu einer Entkalkung der Knochen. Daher ist die tägliche Zufuhr notwendig!
Folgende Nahrungsergänzungen sind nach Bypass-Operation obligat:
- Eiweiß 80 g pro Tag
- Kalziumzitrat 500-600 mg 2x täglich
- Vitamin B12 alle drei Monate i.m.
- Vitamin D 1000 i.E. 2x täglich
Da eine Reihe der Mangelerscheinungen an Blutuntersuchungen erkennbar ist, leuchtet es Ihnen sicher ein, dass Sie unbedingt regelmäßig zu den erforderlichen ärztlichen Kontrollen erscheinen müssen. In den ersten zwei Jahren sollte dies vierteljährlich geschehen, im dritten und vierten Jahr dann in halbjährlichen Abständen, später jährlich bzw. in Abhängigkeit von Beschwerden.
Denken Sie weiterhin daran, dass Ihr Magen sehr klein ist. Er wird sich im Laufe von 6 bis 9 Monaten auf eine definitive Größe etwas ausdehnen. Bei Aufnahme von zu großen Nahrungsmengen kann es zu Erbrechen oder Schmerzen im Bauch kommen.
Wie bereits in der Operationsaufklärung ausgeführt, sollte innerhalb der ersten ein bis anderthalb Jahre nach einer Bypass-Operation eine Schwangerschaft vermieden werden. Denken Sie dabei daran, dass die Einnahme von Antibabypillen aufgrund der veränderten Darmpassage nicht immer eine garantierte Wirkung hat. Eine Schwangerschaft ist möglich, wenn sich das Gewicht dauerhaft stabilisiert hat. Kommt es zu einer Schwangerschaft, so ist eine engmaschige ärztliche Kontrolle mit Überprüfung der Blutwerte unerlässlich.
Auch der Gewichtsverlust kann zu psychischen Problemen führen, eine psychologische Betreuung ist dann auf jeden Fall anzuraten.
Gallensteine durch die Gewichtsabnahme
Unter der Gewichtsabnahme kommt es bei einigen Patienten zur Bildung von Gallensteinen. Bei Symptomen in Form von starken krampfartigen Bauchschmerzen, insbesondere rechts am Rippenbogen, in Verbindung mit Übelkeit und ausgeprägtem Krankheitsgefühl, sollten Sie bitte umgehend Ihren Arzt informieren.